Dienstag, 12. Oktober 2010

Helene Mayer und 147 Jahre Fechttradition in Offenbach

Offenbach hat einen Verein, der neben Kickers Offenbach schon oft Sportgeschichte geschrieben hat. Der 1863 gegründete Fechtclub Offenbach hat in seinen 147 Vereinjahren große und bedeutende Sportler hervorgebracht, wie beispielsweise die Fechterin Helene Mayer.

Die Sportlerin wurde am 20. Dezember 1910 in der Tulpenhofstraße in Offenbach als Tochter des jüdischen Arztes Dr. Ludwig Mayer und einer christlichen Mutter geboren. Zusammen mit einem jüngeren Bruder und einer Schwester wächst sie wohlbehütet auf. Schon früh erkannte man ihr Talent fürs Fechten. Der renommierte Fechtleher Arturo Gazzera trainierte sie regelmäßig vor dem Schulunterricht im Garten der Eltern.

Im Alter von gerade einmal fünfzehn Jahren gewann die "blonde He" 1925 die deutsche Meisterschaft im Florettfechten und errang bis 1930 sechs nationale Meistertitel. 1928 gewann sie bei den olympischen Spielen in Amsterdam sogar eine Goldmedaille.

Nachdem sie 1929 ihr Abitur bestand, immatrikuliert sich die Sportlerin an der Universität in Frankfurt.
Im Wintersemester 1931/32 studiert sie an der Pariser Sorbonne und erhält danach ein Stipendium des deutschen akademischen Austauschdienstes für das Scripps College in Kalifornien. Hier bereitet sie sich auch auf die Olympischen Spiele in Los Angeles vor.

Aber leider hat auch diese Biografie eine dunkle Seite: Nachdem die  Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde Helene Mayer ihr Stipendium aus rassischen Gründen entzogen.

Jedoch konnte sie 1936 für Deutschland bei den olympischen Spielen in Berlin für Deutschland antreten. Der Einsatz der amerikanischen Öffentlichkeit und des Olympischen Komitees war enorm. 

Und Helene Mayer betonte, trotz alledem, dass es für sie eine Ehre sei, für Deutschland zu fechten. Das muss man sich mal vorstellen! Sie gewann eine Silbermedaille und, das erstaunt mich schon,  zeigte bei ihrer Siegerehrung dieses spezielle Handzeichen! 
In den folgenden Jahren feierte Helene Mayer weitere große Erfolge, unter anderem gewinnt sie achtmal die amerikanische Meisterschaft. Trotz ihrer Sportlerkarriere muss sie sich allerdings ihren Lebensunterhalt  als Dozentin verdienen.

Nach dem NS-Regime siedelt sie, von jahrelangen schrecklichen Heimweh geplagt, 1952 endgültig zurück nach Deutschland und heiratet einen Münchner Bauingenieur.

Leider stellt sich bereits kurze Zeit später heraus, dass Helene Mayer Krebs hat. Am 15. Oktober 1953, mit gerade einmal 42 Jahren, stirbt sie in München. 

Die Helene-Mayer-Straße in Offenbach wurde zu Ehren nach ihr benannt.

Wer noch mehr über diese großartige Sportlerin und über „Vergessene Rekorde - Jüdische Leichtathletinnen vor und nach 1933“ erfahren möchte, hat bald die Gelegenheit dazu.

Vom 4. November bis 23. Dezember ist im Foyer des Rathauses eine Ausstellung zu diesem Thema zu sehen.

Zudem hat man die Möglichkeit, den Film "What If? The Helene Mayer Story" anzusehen.

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