Freitag, 12. November 2021

"Mit Abstand seid ihr die Besten!"

Hunderte Menschen, große und kleine, feierten gestern Abend in Bieber das St. Martins-Fest. Nach fast zwei Jahren Leben mit Corona fühlte sich der Gottesdienst auf dem Hof der Katholischen Kirche, das gemeinsame Singen, das Hören der Blaskapelle, das Treffen von Freunden und der anschließende Umzug mit zahlreichen wunderhübschen Laternen nach früher, nach Normalität an. 

"Mit Abstand seid ihr die Besten!" – so stand es auch in der Einladung.
















Aber ich muss sagen, dass ich nach wie vor Corona-geschädigt bin. So viele Menschen, eng an eng, im Hinterkopf das Wissen um die Rekordzahlen an Neuinfektionen – das alles sorgte für eine doch leicht getrübte Stimmung. Was ich aber total klasse und bemerkenswert finde ist die Tatsache, dass die Kleinsten unter uns diejenigen sind, die sich am wenigsten beschweren und mitunter am diszipliniertesten sind. 

Pfarrerin Irmela Büttner erinnerte schließlich noch einmal alle Anwesenden daran, dass aufgrund der Enge bitte eine Maske aufgesetzt werden sollte. Ich stand mit meinem Nachwuchs auf der Empore, mit Maske, und konnte alles gut überblicken. Die meisten Kinder haben ihre Maske aufgezogen – und gut war's. Interessanterweise standen aber viele Erwachsene, insbesondere Ältere um mich herum, und diese hatten gar keine Maske an, nicht einmal eine dabei. Das war eine subjektive Momentaufnahme, ja. Und es ist eigentlich müßig und sinnlos, darüber auch nur ein Wort zu verlieren. Aber wenn ich ehrlich bin, beschäftigt mich das Gesehene, denn es ist kein Einzelfall. Solche Situationen begegnen mir nach wie vor jeden Tag. 

Nachdem die Gesellschaft alles dran gesetzt hat, die Alten zu schützen, so sollten wir doch jetzt alles daran setzen, die Kinder vor einer Ansteckung zu bewahren. 

Ich stand also auf dieser Empore, wir sangen, beteten das Vaterunser, erinnerten uns an Martins Nächstenliebe und ich fragte mich: "Stelle ich den Mann neben mir nun zur Rede? So, wie ich es in der Vergangenheit bei anderen rücksichtslosen Menschen getan habe?" 

Ehrlich? Ich habe es gelassen. Vielleicht war das falsch. Aber mittlerweile bin ich an einem Punkt der totalen Resignation angekommen. Wer es jetzt noch nicht verstanden hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Die ganzen Krisen und Katastrophen, denen wir allein in diesem Jahr gegenüberstanden – und trotzdem fällt der Groschen bei so vielen Menschen einfach nicht. 

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