Brrr... es ist heute einmal ausnahmsweise frostig kalt, obwohl die Sonne vom Himmel lacht und die letzten Tage mit zwölf bis vierzehn Grad warm waren wie an einem Tag Ende März.
Der Winter fühlt sich seit Wochen trotzdem nicht wie Winter an. Ich erinnere mich noch gut daran, dass wir im Dezember 2010 in Offenbach haufenweise Schnee hatten. Das waren magische Tage. Straßen, Autos, Häuser, Beete: Alles sah aus, als wäre ein riesiges Sieb mit Puderzucker verstreut worden. Das Wetter hat die Menschen ein wenig in die Knie gezwungen und auch ein wenig die Hektik des Alltagswahnsinns genommen.
Aber wie verrückt das Wetter spielt, habe ich vorgestern am Hafen gemerkt. Dort war ich zu Fuss unterwegs und landete irgendwann vor den Beeten der Hafenschule und des Hafengartens. Man möge bitte darüber staunen, was aktuell – mitten im Januar – so alles wächst: Kräuter, Salat und Ringelblumen zum Beispiel. In meinem eigenem Garten wächst nach wie vor Mangold, Feldsalat und Grünkohl. Im November habe ich noch eine Paprika und Himbeeren geerntet. Verrückt.
Ich persönlich feiere die Temperaturen, die ab Mitte September immer weiter in den Keller gehen. Die Herbst- und Wintermonate sind für mich einfach ein Fest. Mir graust allerdings bereits jetzt schon wieder vor den Sommermonaten. Die letzten Jahre fand ich teilweise richtig bedrohlich und vor allem unerträglich. Noch gut kann ich mich an Ende Juli 2019 erinnern, als ich wichtige Gründe hatte, raus zu "müssen". Bewaffnet mit einer großen Flasche Wasser, luftiger Kleidung und einem Hut, der gefühlt einen Durchmesser von drei Metern hatte, war ich unterwegs in der Stadt. Zwischendrin kam es mir so vor, als ob mir jemand mein Hirn auswringen und die Luftzufuhr abdrehen würde.
Ich mag auch nicht über das Wetter jammern. Da darf mich niemand falsch verstehen. Es ist wie es ist und meiner Meinung nach sollte man nun mit aller Kraft versuchen, das Beste draus zu machen und etwas zu ändern oder zu verbessern. Weiter machen wie immer geht nicht.
Gerade in Ballungsgebieten wie dem unseren sind selbst kleine grüne Oasen wichtig, und sei es nur in Form eines "Hafengartens" oder ähnlichem. Und wenn ich so durch Offenbach laufe und mich nicht mehr darüber wundere, dass der Stadthof zu gefühlt 99 Prozent aus Stein und Beton besteht, denke ich mir, dass wir ganz Offenbach mit Bäumen, Büschen und Wildblumen vollklatschen sollten.
Die Augen vor den aktuellen und noch kommenden Veränderungen zu verschließen ist naiv und – Entschuldigung – eine Dummheit. Wäre es nicht großartig, wenn man den Hafengarten irgendwie erhalten könnte? Und ebenso die Graffitis? (Sofern ich richtig informiert bin, soll das alles irgendwann abgerissen werden!) Eine charmante Mischung wäre es doch, wenn StreetArt und gemeinsames Gärtnern neben dem neu hochgezogenen Wohnhäusern koexistieren könnte. Ich bin überzeugt davon, dass alles (und auch im Leben) besser funktioniert, wenn es in Balance ist.
Gerade die StreetArt finde ich faszinierend und meiner Meinung nach sollte sie noch mehr Platz in Offenbach einnehmen.
Vor einiger Zeit habe ich übrigens mit Entsetzen festgestellt, dass die Lärmschutzmauer an der Bundesstraße Richtung Obertshausen (beim Neubaugebiet Bieber-Nord) vollgesaut wurde. In einem Gespräch mit einem Offenbacher Künstler konnte ich raushören, dass es genügend Kreative gäbe, die diese lange Wand mit Engagement und Passion gestalten würden. Daraufhin habe ich einfach mal einen entsprechenden Vorschlag bei der Stadt eingereicht. Die Mühlen mahlen langsam, aber ich fände es großartig, wenn aus dieser Lärmschutzwand vielleicht irgendwann Offenbachs größte Freiluftgalerie werden würde.
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